Juckreiz (Pruritus)
Juckreiz ist eine Missempfindung der Haut oder der Schleimhaut, die beim Betroffenen als Reaktion ein Kratzen, Reiben oder Scheuern der entsprechenden Hautregion auslöst. Er kann an einer begrenzten Stelle (lokalisierter Pruritus) oder am gesamten Körper (generalisierter Pruritus) auftreten.
Juckreiz zählt zu den häufigsten in der dermatologischen Sprechstunde vorgetragenen Beschwerden. Da hierbei ein subjektiv empfundenes Phänomen vorliegt, welches nicht messbar ist, gestaltet sich die Diagnostik und Therapie oftmals herausfordernd. Liegt der Juckreiz über einen Zeitraum länger als 6 Wochen vor, spricht man von einem chronischen Pruritus.
Juckreiz (Pruritus): Inhaltsverzeichnis
Ursachen Juckreiz (Pruritus)
Die Ursachen für Juckreiz sind äußerst vielfältig und oft schwierig zu diagnostizieren, da hierbei viele verschiedene Krankheitsbilder in Frage kommen. Denn nicht immer ist die Ursache so leicht erkennbar wie beim Insektenstich, der sehr häufig für den typisch lokalisierten Juckreiz in der Umgebung des Einstichbereiches verantwortlich ist.
Eine große Rolle spielen Hauterkrankungen (zum Beispiel Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis, Urtikaria, Ekzeme, Autoimmundermatosen), die neben den sichtbaren Hautveränderungen sehr häufig mit Juckreiz vergesellschaftet sind. Verschiedene Stoffwechselstörungen wie eine chronische Nierenerkrankung (Niereninsuffizienz) oder Lebererkrankung (Leberinsuffizienz, Cholestasesyndrom), eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Schilddrüsen- oder Nebenschilddrüsenerkrankungen können ebenfalls starken Juckreiz hervorrufen. Auch können Bluterkrankungen wie ein chronischer Eisenmangel (Anämie), Eisenspeicher-erkrankung (Hämochromatose), Polycythemia vera oder Lymphome starken Juckreiz, der meist am gesamten Körper auftritt, hervorrufen. Neurologische (zum Beispiel Multiple Sklerose, Neuropathien) und psychische Erkrankungen (zum Beispiel Halluzinosen, Schizophrenie) können als Ursache vorliegen.
Infektionen der Haut unter anderem durch Pilze (Mykosen) oder Parasiten (Krätze) können Juckreiz in Verbindung mit den typischen Hautveränderungen auslösen. Tritt der Juckreiz im Analbereich auf, können Hämorrhoiden oder ein Analekzem die Ursache sein. Seltener liegen Krebserkrankungen wie beim Prostatakarzinom oder Dickdarmkarzinom als Ursache vor.
Aber auch durch Medikamente ausgelöster Juckreiz wie zum Beispiel durch ACE-Hemmer, Antibiotika, Fumarate ist recht häufig anzutreffen.
Diagnose
In einem ausführlichen Gespräch mit dem Arzt sollten neben dem Hauptsymptom des Juckreizes auch eventuell vorhandene Begleiterscheinungen geschildert werden. Insbesondere wenn nächtlicher Juckreiz in Verbindung mit Fieber, Gewichtsverlust und starkem Schwitzen einhergeht (B-Symptomatik), muss an das Vorliegen einer bösartigen (malignen) Erkrankung gedacht werden. Da es sich beim Juckreiz um ein nicht direkt messbares Phänomen handelt, wurden entsprechende Fragebögen entwickelt, um die Symptomatik besser eingrenzen zu können. Im Rahmen der allgemeinen körperlichen Untersuchung werden zudem die betroffenen Hautregionen gründlich untersucht.
Wird bereits eine Ursache vermutet, können verschiedene Laboruntersuchungen (Blut-, Urin- und Stuhluntersuchung) zur weiteren Abklärung genutzt werden. Auch Allergietestungen können bei entsprechendem Verdacht durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine akute oder chronische juckreizverursachende Erkrankung müssen unter Umständen weitere Untersuchungen folgen.
Therapie und Behandlung - Was tun?
Um den Juckreiz vollständig zu heilen, muss die zugrundeliegende Erkrankung ebenfalls therapiert werden. Gelingt dies vor allem bei chronischen Erkrankungen nicht ausreichend, kann eine Linderung der Beschwerden durch Salben oder Tinkturen, die auf die betreffenden Regionen aufgetragen werden, erfolgen. Insbesondere bei Juckreiz am gesamten Körper können auch systemisch Medikamente wie Kortison, Antihistaminika, Neuroleptika oder Opioide eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte die Auswahl der Kleidung (keine Wolle, keine synthetischen Fasern), der Körperpflegemittel und die Ernährungsgewohnheiten individuell auf Verträglichkeit getestet werden. Psychotherapeutische Maßnahmen können ergänzend eingesetzt werden.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Symptome von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
S.Gesenhues, R.H.Ziesché, A.Breetholt: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Urban&Fischer, 7.Auflage
Hahn, Johannes-Martin: Checkliste Innere Medizin, 2013, 7.Auflage