Reisekrankheit (Kinetose)
Die Reisekrankheit (auch Kinetose genannt) ist eine sehr häufige Erkrankung, die viele Menschen jeden Lebensalters betrifft. Sie äußert sich durch eine Gruppe von typischen Symptomen, die durch Bewegungsreize, meist in Fahrzeugen oder anderen Transportmitteln, ausgelöst wird.
Vermutlich durch eine Störung des Gleichgewichtssinns kommt es zu Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Man unterscheidet verschiedene Typen der Reisekrankheit, sodass je nach Transportmittel Begriffe wie Seekrankheit, Luftkrankheit, Raumkrankheit und Landkrankheit verwendet werden. Die meisten Betroffenen wissen, dass Sie unter der Reisekrankheit leiden und bereiten sich, wenn eine Reise bevorsteht, entsprechend darauf vor. Dabei steht die Prophylaxe im Vordergrund, die durch verschiedene Verhaltensregeln und bestimme Medikamente realisiert wird.
Reisekrankheit (Kinetose): Inhaltsverzeichnis
Ursachen Reisekrankheit (Kinetose)
Bei der Reisekrankheit spielt das Zentrum des Gleichgewichtssinns im Gehirn eine zentrale Rolle. Man geht davon aus, dass die Symptome durch widersprüchliche Informationen, die von den Sinnesorganen an das Gehirn geschickt werden, ausgelöst werden. Bei Autofahrten zum Beispiel meldet das Auge beim Blick aus dem Fenster Bewegung, während das sogenannte Vestibularorgan, welches die Lage und Bewegung im Raum misst, bei gleichbleibender Geschwindigkeit Stillstand registriert. Umgekehrt meldet bei Reisen im fensterlosen Innern eines Schiffes der Gleichgewichtssinn Bewegung, während das Auge Stillstand registriert. Eine weitere Theorie ist die schiere Überreizung des Gleichgewichtszentrums im Gehirn, was durch dessen nahe Lage zum Brechzentrum die Symptome auslösen könnte.
Symptome und Anzeichen
Zu den Hauptsymptomen der Reisekrankheit zählen Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerz und Erbrechen. Dem gehen oft mildere Zeichen wie Blässe, Kaltschweißigkeit, Müdigkeit und vermehrter Speichelfluss voraus. Die Beschwerden können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Sie sind dabei stark von Art und Intensität der Bewegung abhängig und können sowohl nach wenigen Minuten, als auch erst nach Stunden oder Tagen auftreten. Viele Betroffene gewöhnen sich nach einiger Zeit an die neuen Bedingungen und die Symptome verschwinden oder verringern sich auf ein erträgliches Maß. Kurz nach Ende der Reise, spätestens aber nach 2-3 Tagen, sollte sich das Leiden vollständig zurückgebildet haben. In seltenen Fällen kommt es zu einem schweren Beschwerdebild mit starker Schläfrigkeit (Lethargie), Depression, Austrocknung (Dehydratation) und niedrigem Blutdruck, was eine ärztliche Behandlung notwendig machen kann.
Diagnose
Die Reisekrankheit zählt zu den Krankheiten, bei denen die Diagnosefindung für gewöhnlich keiner ärztlichen Konsultation bedarf. Mit dem plötzlichen Auftreten der typischen Symptome im Zusammenhang mit dem Gebrauch eines Transportmittels sowie mit dem Wissen der Betroffenen über deren Tendenz zur Erkrankung ist die Sache in den meisten Fällen klar. Wenn die Beschwerden unter Anwendung der empfohlenen Verhaltensweisen beziehungsweise unter Einnahme der speziellen Medikation besser werden, kann man sich der Reisekrankheit gewiss sein.
Differentialdiagnose
Natürlich muss die Reisekrankheit von anderen Erkrankungen, die zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen verursachen, abgegrenzt werden. Gerade bei Auslandsreisen können Lebensmittel-Infektionen ähnliche Symptome verursachen, obwohl diese häufig mit krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfällen einhergehen, welche nicht typisch für die Reisekrankheit sind.
Therapie und Behandlung
Besonders für die Reisekrankheit gilt, dass Vorbeugen besser ist als Heilen. So kann das Beachten bestimmter Verhaltensregeln den Ausbruch der Krankheit verhindern. Dabei ist die Wahl des Sitzplatzes mit am Wichtigsten. Im Auto sollte man vorne, und im Zug nicht rückwärts sitzen. Auf dem Wasser ist die Mitte des Schiffes auf Höhe des Wasserspiegels der Bereich mit dem geringsten Bewegungsausmaßes, im Flugzeug sind dies die Sitzplätze am Gang auf Höhe der Tragflächen. Tätigkeiten wie Lesen und Fernsehen sollten vermieden und der Blick auf unbewegliche Dinge am Horizont gerichtet werden. Wenn diese Tipps nicht ausreichen, stehen verschiedene Medikamente wie das Scopolamin-Pflaster oder Antihistaminika-Tabletten zur Verfügung, die unbedingt vor Antritt der Reise angewendet werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass beide Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.
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Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
MSD Manual. 6. deutsche Auflage 2000. Urban&Fischer Verlag, München/Jena