Nickelallergie
Bei der Nickelallergie handelt es sich um die weltweit häufigste sogenannte Kontakt-allergie. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent der Weltbe-völkerung, vornehmlich das weibliche Geschlecht, von dieser Erkrankung betroffen sind. Da in Industrienationen durch gesellschaftlichen Wohlstand die Nickel-Exposition deutlich höher ist als in Schwellen- oder Entwicklungsländern, werden Nickelallergien dort verstärkt beobachtet.
Allergien im Allgemeinen stellen Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsys-tems (= körpereigenes Abwehrsystem) auf an sich harmlose Stoffe oder Substanzen aus der Umgebung dar.
Bei einer Kontaktallergie führt der wiederholte direkte Kontakt mit einem Allergen (= allergieauslösende Substanz) zu einer Sensibilisierung des Immunsystems, das schließlich bei jedem weiteren Allergenkontakt mit einer fehlgeleiteten Abwehr-reaktion und den typischen Allergiesymptomen reagiert.
Kontaktallergien werden auch als Allergien vom Spättyp oder Typ IV nach Coombs und Gell bezeichnet. Sie nehmen unter den Allergien eine Sonderstellung ein, da die allergische Reaktion hier nicht, wie bei anderen Allergietypen, durch die Bildung von Antikörpern (= spezifische Abwehrzellen) vermittelt wird, sondern durch eine be-stimmte Art von weißen Blutkörperchen, sogenannten T-Lymphozyten. Diese wiede-rum locken verschiedene Entzündungs- und Fresszellen an und lösen somit eine Ent-zündungsreaktion aus.
Bei einer Nickelallergie führt demensprechend der wiederholte Kontakt mit dem Allergen Nickel – in der Regel handelt es sich dabei um Hautkontakt – zu einer Sensi-bilisierung des Immunsystems und schließlich zu einer Aktivierung der spezifischen T-Lymphozyten. Bei jedem weiteren Nickelkontakt leiten diese T-Lymphozyten dann eine Entzündungsreaktion im entsprechenden Hautareal ein (Einzelheiten siehe unter Symptome). Diese sogenannte Nickeldermatitis, auch allergisches Kontaktekzem ge-nannt, entwickelt sich typischerweise erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 12 bis 72 Stunden nach Kontakt mit dem nickelhaltigen Material.
Vermeidet man in der Folgezeit jeglichen Kontakt zwischen dem betroffenen Hautareal und dem allergieauslösenden Metall, verschwindet das Ekzem wieder von selbst. Bei regelmäßiger intensiver oder andauernder Nickel-Exposition droht die Entstehung eines sogenannten chronisch allergischen Kontaktekzems (Einzelheiten siehe unter Symptome).
Nickelallergie: Inhaltsverzeichnis
Ursachen Nickelallergie
Wie der Name schon sagt, ist bei der Nickelallergie das silbrig-weiß glänzende Metall Nickel die allergieauslösende Substanz, sprich das Allergen.
Nickel ist ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt und als Spurenelement für den menschlichen Körper lebensnotwendig. Darüber hinaus spielt es eine wichtige Rolle in der metallverarbeitenden Industrie. Metalllegierungen, die mit Nickel veredelt werden, erhalten dadurch eine besondere Härte und einen effektiven Korrosionsschutz. Infolgedessen findet man Nickel in unzähligen Gegenständen des täglichen Ge-brauchs: Schmuck, Uhren, Brillen, Prothesen, Schlüssel, Münzgeld, Reißverschlüsse, Knöpfe, Türklinken, Kinderspielzeug, Kosmetika, Kochgeschirr und Essbesteck seien hier nur beispielhaft aufgezählt.
Bei Nickel handelt es sich um ein wasserlösliches Metall, das dementsprechend auch durch menschlichen Schweiß aus seinen Verbindungen gelöst werden kann. Die Auf-nahme von Nickel in den Organismus erfolgt hauptsächlich über direkten Hautkontakt: gelöste Nickelteilchen können die physikalische Hautbarriere nahezu ungehindert pas-sieren und so in den Körper eindringen.
Die Nickelallergie ist keine angeborene Erkrankung, sondern wird im Laufe des Le-bens erworben. Mit großer Wahrscheinlichkeit besteht aber eine genetische Disposi-tion (= erbliche Veranlagung) für den Erwerb dieser Allergie, da Menschen mit entspre-chender Veranlagung eher eine Überempfindlichkeit gegenüber Nickel entwickeln als solche ohne erbliche Vorbelastung.
Der eigentlichen Allergiesymptomatik geht immer zunächst eine Sensibilisierung des Immunsystems voraus. Diese erfolgt häufig schon in der Kindheit bzw. im frühen Ju-gendalter und ist Folge einer wiederholten intensiven Nickel-Exposition (zum Bei-spiel durch Kinderspielzeug, Schmuck, Piercings).
Neben Metalllegierungen ist Nickel auch in einer Vielzahl von Lebensmitteln enthalten. Der Genuss nickelhaltiger Kost gilt zwar nicht als primärer Auslöser einer Nickelallergie, er kann aber zur oben beschriebenen Sensibilisierung beitragen. Ist die Nickelallergie bereits bekannt, so kann der übermäßige Verzehr nickelhaltiger Lebensmittel bei sehr empfindlichen Menschen ausreichen, um die typischen Hautreaktionen auszulösen, ohne dass zuvor ein entsprechender Hautkontakt mit dem Metall bestanden hat.
Symptome und Anzeichen
Die Symptome einer Nickelallergie betreffen in erster Linie die Haut und treten frühes-tens 12 Stunden nach Allergenkontakt auf. Nickel wird vom Immunsystem irrtümlich als Fremdstoff erkannt und setzt im Folgenden eine Abwehrreaktion in Gang, die als entzündliches Kontaktekzem in Erscheinung tritt.
Die allergischen Hautreaktionen beschränken sich dabei in der Regel auf die Hautareale, die unmittelbar mit dem nickelhaltigen Material in Berührung gekommen sind (lokale Hautreaktion). Die betroffene Haut ist gerötet und geschwollen, begleitet von star-kem Juckreiz. Zusätzlich entwickelt sich zumeist ein nässender Hautausschlag aus kleinen Bläschen und Knötchen. Diese Hauterscheinungen werden unter dem Begriff „allergisches Kontaktekzem“ oder „Nickeldermatits“ zusammengefasst.
Neben den akuten Hautreaktionen kann es bei andauernder Nickel-Exposition zu dauerhaften Veränderungen der betroffenen Hautareale kommen. Charakteristisch für dieses sogenannte chronisch allergische Kontaktekzem ist eine entzündlich bedingte Verdickung und Verhornung der Haut, gepaart mit einer extrem trockenen und schuppigen Hautbeschaffenheit, die zu schmerzhafter Rissbildung neigt. Die angegrif-fenen Hautareale besitzen zumeist keine ausreichende Schutzfunktion mehr, so dass ein Eindringen von Krankheitskeimen und weiteren allergieauslösenden Stoffen be-günstigt wird. Dadurch besteht zum einen ein erhöhtes Infektionsrisiko, zum anderen kann die allergische Reaktion noch weiter verstärkt werden.
Diagnose
Treten nach wiederholtem Kontakt mit Nickel die oben beschriebenen Symptome auf, liegt der Verdacht auf eine Nickelallergie nahe. Es kann hilfreich sein, wenn der Betrof-fene bereits im Vorfeld ein sogenanntes Allergie-Tagebuch führt, in dem Auftreten, Dauer und Ausmaß der Beschwerden festgehalten werden.
Zur Diagnosesicherung führt der behandelnde Arzt, idealerweise ein Dermatologe bzw. Allergologe, einen sogenannten Epikutantest durch. Hierbei werden Nickel und andere allergieverdächtige Substanzen mit Spezialpflastern auf den Rücken aufgebracht. Eine erste Begutachtung der Haut erfolgt nach 24 bis 48 Stunden, die abschließende Aus-wertung findet nach 72 Stunden statt. Kommt es im Bereich des Nickelpflasters zu Rötung, Juckreiz und eventuell Hautausschlag, ist die Diagnose „Nickelallergie“ ge-sichert. Diese sollte unbedingt in einem Allergie-Pass vermerkt werden, den der Be-troffene im Idealfall immer bei sich trägt.
Differentialdiagnose
Theoretisch kann jeder natürliche oder künstliche Stoff zum Auslöser einer Allergie wer-den. Ursächlich für allergische Kontaktekzeme sind vor allem verschiedene Metalle, Duftstoffe und Konservierungsmittel. Aber auch viele Pflanzenarten, wie zum Bei-spiel Arnika, Beifuß oder Kamille, sind für ihre allergieauslösende Wirkung bekannt. Aus diesem Grund wird bei Verdacht auf eine Nickelallergie im Rahmen einer Allergie-testung niemals nur das eine Metall als Auslöser getestet, sondern viele verschiedene mögliche Allergene.
Therapie und Behandlung
Einmal sensibilisiert, bleibt die Nickelallergie ein Leben lang bestehen, sie ist also nicht heilbar. Aus diesem Grund umfasst die Therapie zwei Bereiche: zum einen die Akuttherapie bei bereits vorhandenen Hauterscheinungen, zum anderen vor allem die präventive (= vorbeugende) Therapie.
Erfolgt keine weitere Nickel-Exposition, heilt eine Nickeldermatitis in der Regel von selbst wieder ab. Unterstützend können für einige Tage kortisonhaltige Präparate auf die betroffenen Hautareale aufgetragen werden, auch feuchte und kühlende Um-schläge können insbesondere eine Juckreizlinderung bewirken.
Das chronisch allergischen Kontaktekzem kann unter Umständen eine höher dosierte Kortisonbehandlung in Tablettenform notwendig machen. In manchen Fällen be-wirkt auch eine streng dosierte UV-Bestrahlung der betroffenen Areale unter ärztli-cher Kontrolle eine deutliche Besserung der Beschwerden.
Um erneuten allergischen Hautreaktionen vorzubeugen, ist es entscheidend, den Kon-takt mit Nickel bzw. die Aufnahme des Metalls über Lebensmittel so gut wie möglich zu vermeiden (Expositionsprophylaxe). Lässt sich dies berufsbedingt nicht adäquat um-setzen, so kann das Tragen von Handschuhen den notwendigen Schutz bieten.
Da Zigaretten ebenfalls Nickel enthalten, sollten Nickelallergiker unbedingt auf das Rauchen verzichten.
Darüber hinaus ist insbesondere bei Allergikern eine für den individuellen Hauttyp passende Hautschutzpflege als unterstützende Maßnahme unabdingbar. Diese sollte idea-lerweise in Absprache mit dem Hautarzt immer wieder an den aktuellen Hautzustand angepasst werden. Durch diese Stärkung der natürlichen Schutzfunktion lässt sich so ein vermehrtes Eindringen von allergieauslösenden Stoffen durch die Haut effektiv ver-hindern.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Allergieformen von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Duale Reihe Dermatologie 2010, Thieme-Verlag
Klinikleitfaden Dermatologie 2010, Urban & Fischer Verlag