Pfeiffersches Drüsenfieber

Synonyme: EBV-Infektion, Epstein-Barr-Virus-Infektion, Infektiöse Mononukleose, Kuss-Krankheit, Mononucleosis infectiosa, Mononukleose, Monozyten-Angina
Pfeiffersches Drüsenfieber, EBV-Infektion, Epstein-Barr-Virus-Infektion, Infektiöse Mononukleose, Kuss-Krankheit, Mononucleosis infectiosa, Mononukleose, Monozyten-Angina

Beim Pfeifferschen Drüsenfieber handelt es sich um eine weltweit verbreitete hochansteckende, aber zumeist harmlose Virusinfektion, die insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein typischen Krankheitsbild hervorruft.

Bei jüngeren Kindern bzw. Kleinkindern verläuft die Infektion zumeist asymptomatisch, das bedeutet, die Kinder infizieren sich zwar mit dem Virus, zeigen aber keine krankheitsspezifischen Symptome.

Ein wirkungsvoller Schutz gegen die Infektion, beispielsweise in Form einer Impfung, existiert nicht, ist aber auch nicht zwingenderweise notwendig, da die Erkrankung bei ansonsten gesunden Menschen innerhalb weniger Wochen komplikationslos ausheilt.

Anders sieht die Situation bei Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (Immundefizienz) aus. Da bei ihnen das körpereigene Abwehrsystem in seiner Funktion eingeschränkt ist, gelingt es nicht, den Erreger wirkungsvoll zu bekämpfen, so dass die Infektion einen komplikationsreichen und im schlimmsten Fall tödlichen Verlauf nehmen kann.

Nach einer durchgemachten Infektion besteht bei Menschen mit einem funktionierenden Abwehrsystem (Immunkompetenz) ein lebenslanger Schutz vor einer erneuten Erkrankung mit den typischen Krankheitssymptomen (lebenslange Immunität).

Die auslösenden Erreger weisen aber eine wichtige Besonderheit auf: sie besitzen die Fähigkeit, im einmal infizierten Organismus zeitlebens zu überdauern (Viruspersistenz), das bedeutet, die Erreger schlummern inaktiv in ihren Zielzellen, können aber in Zeiten vorübergehender Schwächung des Immunsystems wieder reaktiviert werden. In der Regel verlaufen solche Reaktivierungen deutlich abgeschwächt oder völlig ohne Symptome. In dieser Zeit besteht aber eine erhöhte Ansteckungsgefahr für Menschen, die noch nicht mit dem Virus infiziert sind.

Pfeiffersches Drüsenfieber: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Pfeiffersches Drüsenfieber

Ausgelöst wird das Pfeiffersche Drüsenfieber durch das Epstein-Barr-Virus, das zur Familie der humanen (= nur den Menschen befallend) Herpesviren gehört. Es kommt ausschließlich im menschlichen Organismus vor und führt auch nur dort zu einer Erkrankung mit dem Auftreten typischer Krankheitszeichen (humanpathogenes Virus).

Da sich das Virus zunächst in den Schleimhautzellen des Nasen-Rachen-Raums stark vermehrt und mit dem Speichel ausgeschieden wird, erfolgt die Ansteckung hauptsächlich über direkten Speichelkontakt, zum Beispiel beim Küssen.

Dieser Übertragungsweg gab der Erkrankung umgangssprachlichen den Namen „Kuss-Krankheit“ oder „kissing disease“.

Zudem kann das Virus auch über eine Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen und Sprechen oder eine Kontaktinfektion mit eingespeichelten Gegenständen übertragen werden.

Nach den Schleimhautzellen des Nasen-Rachen-Raums befällt das Epstein-Barr-Virus bestimmte Zellen des Abwehrsystems (Immunsystem), die sogenannten B-Lymphozyten. Diese Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen zählen, vermehren sich und damit auch das in ihnen enthaltene Virus nun unbegrenzt. Über Blut- und Lymphgefäße werden die infizierten Zellen schließlich im gesamten Körper verteilt und befallen insbesondere Lymphknoten und innere Organe wie Milz oder Leber. Die meisten dieser infizierten B-Lymphozyten werden relativ schnell von den Abwehrzellen des Immunsystems zerstört, so dass die Erkrankung in der Regel nach einiger Zeit von selbst ausheilt (selbstlimitierende Erkrankung). Da aber eine geringe Anzahl an Viren lebenslang im Organismus (Viruspersistenz) überdauert, kann es bei gestörter Immunlage zu Reaktivierungen mit mehr oder minder ausgeprägter Symptomatik kommen.

In Westeuropa geht man davon aus, dass sich über 95 % der Bevölkerung bis zum 30. Lebensjahr mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert haben, in Zentralafrika sind sogar nahezu alle Dreijährigen bereits Träger des Virus.

Symptome und Anzeichen

Von der erstmaligen Ansteckung mit dem Epstein-Barr-Virus bis zum Auftreten möglicher Krankheitszeichen vergehen bei Kindern etwa 10, bei Jugendlichen und Erwachsenen ungefähr 30 bis 50 Tage (Inkubationszeit). Der Verlauf dieser Erstinfektion (Primärinfektion) ist je nach Alter und Immunkompetenz des Betroffenen sehr unterschiedlich.

Das klassische Krankheitsbild des Pfeifferschen Drüsenfiebers zeigen bevorzugt Jugendliche und junge Erwachsenen. Es ist gekennzeichnet durch die 3 Hauptsymptome Fieber, Rachenmandelentzündung (Angina tonsillaris, Monozyten-Angina) und ausgeprägte Lymphknotenschwellungen (Lymphadenopathie).

Die Erkrankung beginnt in der Regel mit grippeähnlichen Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, ausgeprägtem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen. Nach einigen Tagen kommen Fieber bis 39 °C, starke Schwellungen der Lymphknoten, insbesondere im Bereich von Hals und Nacken und eine äußerst schmerzhafte Rachenmandelentzündung hinzu. Die Mandeln (Tonsillen) sind häufig von einem schmutzig-grauen Belag überzogen, der aber nicht auf die Umgebung übergreift.

In seltenen Fällen entwickeln die Betroffenen zusätzlich einen masernähnlichen, nicht juckenden Hautausschlag ( morbilliformes Exanthem).

Kommt es zu einem weiteren Organbefall durch das Virus, werden bevorzugt Milz und Leber in Mitleidenschaft gezogen. Die durch die Infektion hervorgerufenen Organschwellungen (Splenomegalie, Hepatomegalie) können zum einen Übelkeit und Bauchschmerzen verursachen, zum anderen besteht bei körperlicher Anstrengung die Gefahr einer Organruptur (= Einreißen von Milz oder Leber). Dies stellt aufgrund der guten Durchblutung dieser Organe eine potentiell lebensbedrohlichen Komplikation dar (akute Verblutungsgefahr).

Diagnose

Das klassische Krankheitsbild des Pfeifferschen Drüsenfiebers mit der oben beschriebenen Symptomatik lässt sich bereits durch eine eingehende körperliche Untersuchung und Befragung des Betroffenen leicht diagnostizieren.

In vielen Fällen fehlen aber die typischen Symptome, so dass beispielsweise bei anhaltender Müdigkeit und ausgeprägtem Schwächegefühl immer auch an eine Epstein-Barr-Virusinfektion gedacht werden muss.

Den sicheren Nachweis bringt letztlich eine Blutuntersuchung. Das Blutbild weist mehrere typische Veränderungen auf: zum einen zeigt sich eine massive Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) mit einem auffällig hohen Anteil an sogenannten mononukleären Zellen, zum anderen findet man spezielle, für die Infektion charakteristische Blutzellen, die sogenannten Virozyten oder Pfeiffer-Zellen.

In Einzelfällen kann eine weiterführende Labordiagnostik notwendig sein. Dazu stehen verschiedene labortechnische Methoden zur Verfügung, die speziell gegen das Virus gebildete Abwehrzellen (Antikörper) nachweisen.

Besteht der Verdacht, dass Milz oder Leber in Mitleidenschaft gezogen wurden, können weitere Blutwerte und eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums Aufschluss über das Ausmaß der Infektion geben.

Differentialdiagnose

Eine Reihe von Erkrankungen können eine ähnliche Symptomatik wie das Pfeiffersche Drüsenfieber zeigen. Dabei stehen meist einzelne Symptome im Vordergrund.

So muss man die Monozyten-Angina klar abgrenzen gegen Rachenmandelentzündungen, die durch andere Viren oder Bakterien verursacht werden, wie zum Beispiel die gewöhnliche Streptokokkentonsillitis, Scharlach-Angina, Angina Plaut-Vincenti oder Diptherie.

Lymphknotenschwellungen sind zudem häufige Begleiterscheinungen von Infektionen jeglicher Art, können aber auch Zeichen einer bösartigen Tumorerkrankung (Leukämie, maligne Lymphome) sein.

Schließlich sollte immer auch an eine akute HIV-Erkrankung gedacht werden, die sich mit ähnlicher Symptomatik präsentieren kann.

Therapie und Behandlung

Wie bei sämtlichen Viruserkrankungen existiert auch beim Pfeifferschen Drüsenfieber keine medikamentöse Therapie, die sich direkt gegen das Virus selbst richtet. Im Krankheitsfall beschränkt sich die Therapie daher auf die Linderung einzelner Symptome (symptomatische oder symptomorientierte Therapie), zum Beispiel in Form von fiebersenkenden und schmerzhemmenden Medikamenten (Antipyretika, Analgetika).

Bei konsequenter Schonung mit Bettruhe heilt die Erkrankung in der Regel nach etwa 2 bis 3 Wochen komplikationslos aus. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und erhöhte Infektanfälligkeit können aber im Anschluss noch über mehrere Wochen oder Monate anhalten.

Komplikationen

Bei einer Reihe von Betroffenen können während der akuten Krankheitsphase zusätzlich Bakterien in das entzündete Rachenmandelgewebe eindringen und eine sogenannte bakterielle Superinfektion verursachen, die eine Antibiotikagabe notwendig macht. In diesen Fällen sollte die Einnahme sogenannter Aminopenicilline unbedingt vermieden werden, da diese Medikamente im Zusammenspiel mit infizierten Lymphozyten ein gefährliches Arzneimittelexanthem auslösen können. Dabei handelt es sich um einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Hautausschlag, der sich im schlimmsten Fall zum sogenannten Lyell-Syndrom, dem „Syndrom der verbrühten Haut“ auswachsen kann, das ähnlich schwerster Verbrennungen eine lebensgefährliche Komplikation darstellt.

Sehr selten mündet die akute Infektion in eine chronisch-aktive Verlaufsform, bei der die Symptomatik (Fieber, Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtsverlust, Lymphknotenschwellungen, Vergrößerung von Milz und Leber, Blutbildveränderungen) länger als 6 Monate andauert.

Gefährlich sind Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus vor allem für Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Schwäche des körpereigenen Abwehrsystems (Immundefizienz), da dieses nicht in der Lage ist, die infizierten Zellen zu eliminieren.

Bei ihnen kommt es deutlich häufiger zu virusbedingten schwerwiegenden Organschädigungen wie Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis), Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) oder Nierenentzündungen (Nephritis).

Darüber hinaus gibt es eine Reihe bösartiger Tumore (Malignome), deren Entstehung mit dem Epstein-Barr-Virus assoziiert zu sein scheint, so zum Beispiel B-Zell-Lymphome bei AIDS-Patienten, das Nasopharynx-Karzinom, das gehäuft in China auftritt oder das Burkitt-Lymphom, das man hauptsächlich in Afrika vorfindet.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Christine Yahya

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Dr. Gerd Herold – Innere Medizin 2014

Duale Reihe – Pädiatrie