Nesselsucht (Urtikaria)
Bei der Nesselsucht (Urtikaria) handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, welche mit einer zumeist Pseudoallergischen Reaktion der Haut mit Quaddelbildung vergesellschaftet sind. Es zeigen sich hierbei fleckige bis flächenhafte Hauteffloreszenzen, die mit einer Schwellung (Gewebeödem) und Rötung (Erythem) einhergehen.
Der Kontakt mit der einheimischen Brennnessel ruft beispielsweise eine typische Quaddelbildung der Haut hervor. Hinzu kommt meist ein ausgeprägter Juckreiz. Bei der Nesselsucht wird eine Fehlsteuerung des Immunsystems angenommen und sie kann durch bestimmte Auslöser getriggert werden. In unterschiedlicher Ausprägung kann sie nur an einzelnen Körperstellen oder am gesamten Körper in Erscheinung treten. Betroffen sind Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Es kann zusätzlich zur Urtikaria ein sogenanntes Angioödem bei den Betroffenen vorhanden sein. Bei der Nesselsucht unterscheidet man akute und chronische Verlaufsformen. Die akuten Erkrankungsformen sind häufiger und meist relativ harmlos. Die Quaddeln erscheinen im Rahmen weniger Minuten bis Stunden und verschwinden häufig von allein. Es kann jedoch bei chronischen Formen der Nesselsucht zu jahrelangen schweren Verläufen mit deutlicher Einschränkung der Lebensqualität kommen. Eine medikamentöse Therapie ist in solchen Fällen mitunter auch nur begrenzt wirksam.
Nesselsucht (Urtikaria): Inhaltsverzeichnis
Ursachen Nesselsucht (Urtikaria)
Die genauen Ursachen für das Auftreten einer Nesselsucht sind unklar. Bei der Bildung der Quaddel erhöht sich die Gefäßdurchlässigkeit in den betreffenden Hautschichten. Diese Schwellung wird durch sogenannte Mastzellen vermittelt. Die Mastzellen schütten Botenstoffe wie beispielsweise Histamin aus und verändern so das Hautbild. Viele Fälle der akuten Nesselsucht treten spontan, das heißt ohne ersichtlichen Auslöser, in Erscheinung. Jedoch konnten physikalische Faktoren wie Kälte, Wärme, Licht, Vibration und Druck, als eindeutige Auslöser für akute Formen der Nesselsucht erkannt werden. Warum der Körper jedoch auf diese Auslöser mit der Hauteffloreszenz reagiert, ist bislang unklar. Zudem sind andere Nesselsuchtformen bekannt. Dazu zählen unter anderem die durch körperliche Anstrengung ausgelöste Urtikaria, die Kontakturtikaria, die cholinergische Urtikaria und durch Wasser ausgelöste Urtikaria. Zudem konnten bislang als auslösende Faktoren einer Nesselsucht akute Infekte oder Unverträglichkeiten gegen Medikamente gefunden werden. Bei Kindern zählen neben den Infekten auch Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu den Krankheitsauslösern. Die chronischen Formen werden in der Literatur weiterhin in eine autoreaktive Urtikaria, eine Infekt bedingte Urtikaria, eine Intoleranzurtikaria und Urtikaria anderer Ursachen (Allergien oder Tumorerkrankungen) unterteilt.
Symptome und Anzeichen
Selten treten bei der Nesselsucht Allgemeinsymptome wie Kopf- und Gelenkschmerzen oder Verdauungsbeschwerden auf. Die Hauptsymptomatik ist die Bildung von Quaddeln auf der Haut. Die Quaddeln können meistens mit einer Umgebungsrötung der Haut einhergehen. Zudem kann die Quaddelbildung einen deutlichen Juckreiz zeigen. Auch ein brennendes Gefühl der Haut ist hierbei möglich. Die Quaddeln sollten sich bei der akuten Form der Nesselsucht innerhalb von einer bis 24 Stunden wieder zurückbilden. Zusätzlich zu den Quaddeln können einige Betroffene ein Angioödem (Gefäßödem) bekommen. Dieses zeigt sich ebenfalls über eine Schwellung, es sind aber tiefere Hautschichten betroffen. Die plötzlichen Schwellungen können typischerweise an Augenlidern, Lippen, Zunge, Rachen, Genitalien oder Armen und Beinen auftreten. Die Gewebeschwellung kann beim Angioödem länger anhalten als bei den Quaddeln und kann auch schmerzhaft sein. Die Urtikaria tritt bei chronischen Verlaufsformen meist in Schüben auf.
Diagnose
Zur Diagnosestellung der Nesselsucht zählt die Basisdiagnostik mit dem Gespräch und der körperlichen Untersuchung sowie der Inspektion der Haut. Zusätzlich können Labortests mit Bestimmung des Blutbildes und spezielle Provokationstests erfolgen. Am Wichtigsten ist das ausführliche Anamnesegespräch. Hierbei wird versucht den Auslöser für die Nesselsucht zu erkunden. Sollte der Verdacht auf eine chronische Form der Urtikaria bestehen, so sollte die Hilfe eines Spezialisten in Anspruch genommen werden. Hier kann dann eine genauere Untersuchung erfolgen.
Differentialdiagnose
Von einer Nesselsucht sollten andere Erkrankungen abgegrenzt werden, um die Therapie der Betroffenen zu optimieren und schwerwiegende Krankheiten frühzeitig auszuschließen. Zu diesen Erkrankungen zählen unter anderem die Urticaria pigmentosa (Mastozytose), die Urticariavaskulitis, die familiäre Kälteurtikaria und andere nicht histaminerge Angioödeme. Zudem sollten zur chronischen Urtikaria differentialdiagnostisch Skabies (Krätzmilbe) und andere Arthropodenreaktionen, Frühstadien von Autoimmunerkrankungen mit Hautsymptomen wie das Bullöse Pemphigoid, diverse Vaskulitiden und das Erythema multiforme ausgeschlossen werden.
Therapie und Behandlung
Es geht bei der Therapie der Nesselsucht um die Beseitigung von Auslösern, Ursachen und verschlimmernden Faktoren. Behandelt wird die Symptomatik medikamentös mit Antihistaminika und teilweise auch mit Glucocorticoiden und selten mit Immunsuppressiva. Um die Nesselsucht bestmöglich einzudämmen, sollten alle bekannten auslösenden Faktoren gemieden werden.
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Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin