Feigwarzen (HPV)

Synonyme: Condylomata acuminata, Genitalwarzen, HPV, Kondylome, Papillome im Genital- und Analbereich
Feigwarzen, Condylomata acuminata, Genitalwarzen, HPV, Kondylome, Papillome im Genital- und Analbereich

Feigwarzen, in der Fachsprache Condylomata acuminata genannt, sind gutartige Wucherungen im Genital- und Analbereich, die durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) verursacht werden und zu den weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten zählen (STD = sexually transmitted diseases, STI = sexually transmitted infections). Bei etwa 1 % der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr lassen sich mehr oder weniger stark ausgeprägte Kondylome nachweisen. Männer und Frauen sind hierbei etwa gleich häufig betroffen. Außerdem existiert eine große Anzahl von sogenannten VirusTrägern, die zwar keine erkennbaren Krankheitszeichen aufweisen, HPV aber trotzdem unwissentlich auf andere übertragen können.

Feigwarzen kommen in sehr unterschiedlichen Ausprägungsformen vor: sie reichen von einzelnen stecknadelkopfgroßen weißlich bis braunrötlich gefärbten Knötchen über beetartige Warzenansammlungen bis hin zu größeren blumenkohlartigen Tumoren. Bei Männern bilden sie sich bevorzugt am Penisschaft, an der Eichel bzw. der Vorhaut, bei Frauen insbesondere im Bereich der Schamlippen, innerhalb der Scheide oder seltener am Gebärmutterhals. Weitere Lokalisationen bei beiden Geschlechtern können der Anus (= Austrittsöffnung des Darms) bzw. der Analkanal, der Enddarm und die Harnröhre bzw. deren Öffnung sein. Sehr selten bilden sich Kondylome auch an extragenitalen Stellen wie der Mundschleimhaut oder dem Kehlkopf, wenn die Erreger beispielsweise durch Oralverkehr übertragen wurden.

Feigwarzen bleiben zumeist über Monate bis Jahre hinweg bestehen, können aber zuweilen auch spontan abheilen. Das Risiko, nach einer Behandlung erneut zu erkranken, liegt bei etwa 30-50 %.

In seltenen Fällen findet man Kondylome auch bei Kindern, beispielsweise infolge einer Virusübertragung von der Mutter zum Kind unter der Geburt (zumeist sogenannte Larynxpapillome am Kehlkopf). Ein sexueller Missbrauch als Ursache der Erkrankung im Genitalbereich kommt glücklicherweise sehr selten vor, die Fürsorgepflicht gebietet aber, dieser Möglichkeit nachzugehen.

Feigwarzen (HPV): Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Feigwarzen (HPV)

Verantwortlich für die Entstehung von Feigwarzen ist eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Mittlerweile sind über 100 verschiedene HPV-Arten bekannt, von denen sich etwa 40 auf Haut- und Schleimhautzellen des Genitalbereichs speziali-siert haben. Diese Arten werden in sogenannte Hoch-Risiko- bzw. Niedrig-Risiko-Typen unterteilt.

Als Auslöser von Genitalwarzen gelten vornehmlich die Niedrig-Risiko-Typen HPV 6 und 11, häufig findet man zusätzliche Co-Infektionen mit anderen HPV-Typen. Eine langjährige Infektion mit Hoch-Risiko-HPV ist dagegen mit der Entwicklung eines Zervixkarzinoms assoziiert (Einzelheiten siehe Artikel „Gebärmutterhalskrebs).

Die Infektion erfolgt durch direkten Haut-/Schleimhautkontakt bei jeglicher Art von Intimverkehr, nicht nur beim eigentlichen Geschlechtsverkehr, wobei kleinste Verletzungen (= Mikroläsionen) als Eintrittspforten für die Viren dienen. Möglicherweise können die Erreger auch durch engen Körperkontakt beim gemeinsamen Baden und mittels kontaminierter (= mit Erregern verunreinigt) Gegenstände übertragen werden.

Bei den meisten Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem verläuft die HPV-Infektion symptomlos und heilt selbstständig ohne bleibende Folgen aus. Solche Virus-Träger können aber in dieser Zeit Intimpartner unwissentlich mit HPV anstecken.

Kommt es schließlich doch nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von mehreren Monaten zur Entwicklung von Genitalwarzen, sind meist verschiedene begünstigende Co-Faktoren daran beteiligt. So führen zum Beispiel krebserregende Inhaltsstoffe von Zigaretten, die sich in Schleimhäuten ansammeln, zu einer gestörten Erregerabwehr und machen das Gewebe anfällig für Infektionen. Auch ein krankhaft geschwächtes Immunsystem (= Immunsuppression), sei es durch andere Allgemeinerkrankungen oder durch Medikamente, hat zur Folge, dass sich der Körper nur noch unzureichend gegen eingedrungene Erreger zur Wehr setzen kann.

Früher Beginn sexueller Aktivität, häufig wechselnde Geschlechtspartner und ungeschützter Geschlechtsverkehr erhöhen zudem das generelle Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten (u.a. Chlamydien, Herpes genitalis, Gonorrhoe). Diese schwächen wiederum das allgemeine Abwehrsystem, insbesondere aber auch die Immunabwehr im Bereich der Geschlechtsorgane.

Darüber hinaus scheint die langjährige Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln das Risiko für HPV-assoziierte Erkrankungen zu erhöhen. Der ursächliche Zusammenhang ist noch nicht genau bekannt, man vermutet aber, dass die Zellen durch die hormonelle Beeinflussung empfänglicher für eine HPV-Infektion sind und die lokale Immunabwehr herabgesetzt ist. Andererseits könnte auch das durch die Einnahme der „Pille“ unbesorgtere Sexualverhalten zu der Risikoerhöhung beitragen.

Symptome und Anzeichen

In den meisten Fällen bleibt die Entwicklung von Feigwarzen symptomlos und wird von den Betroffenen nur durch zufälliges Betrachten oder als Tastbefund bemerkt. Je nach Lokalisation und Ausprägungsgrad können sie zuweilen Juckreiz, Nässen, Ausfluss oder leichte Blutungen auslösen, verursachen aber in der Regel keine Schmerzen. Bei ausgedehntem Wachstum und ungünstiger Lage kann es in seltenen Fällen zur vollständigen Verlegung der Harnröhren- bzw. Analöffnung oder des Scheidenausgangs kommen.

Diagnose

Feigwarzen werden mittels Inspektion (= sorgfältiges Betrachten, Prüfen) und Palpation (= Tasten) diagnostiziert. Manchmal lassen sich sehr flache Kondylome durch Betupfen mit verdünnter Essigsäure (= Essigsäuretest) weißlich gegenüber der Umgebung hervorheben. Zur Sicherung der Diagnose ist eine Probeentnahme (= Biopsie) aus verdächtigen Arealen mit anschließender feingeweblicher Untersuchung (= Histologie) notwendig, da auch andere Erkrankungen derartige Gewebeverfärbungen verursachen können.

Kondylome, die im Körperinneren liegen, werden mit Hilfe verschiedener apparativer Inspektionserfahren (Stichworte: Kolposkopie, Anoskopie, Rektoskopie, Urethroskopie) diagnostiziert, wobei auch hier histologische Probeuntersuchungen die Diagnose bestätigen sollten.

Differentialdiagnose

Es existiert eine Vielzahl von warzenähnlichen Veränderungen, deren äußeres Erscheinungsbild dem von HPV-assoziierten Kondylomen ähneln kann. Dazu zählen verschiedene benigne (=gutartige) Wucherungen wie Fibrome, dermale Nävi und seborrhoische Warzen, aber auch auch diverse Krebsvorstufen (= prämaligne Veränderungen) wie die Bowenoide Papulose, Morbus Bowen oder die Erythroplasia Queyrat. In seltenen Fällen können maligne (= bösartige) Tumoren, in erster Linie Plattenepithelkarzinome, ähnlich ausschauen wie gutartige Genitalwarzen.

Eine eindeutige Diagnosestellung ist nur durch eine gezielte Gewebeentnahme oder falls möglich die komplette Entfernung des betroffenen Areals (= Exzision in toto) mit anschließender histologischer Untersuchung möglich.

Therapie und Behandlung

Je nach Lokalisation, Beschaffenheit und Ausbreitung lassen sich Feigwarzen entweder konservativ mittels lokal angewendeter Medikamente oder durch eine operative Entfernung behandeln. Welches Medikament bzw. welches Operationsverfahren in Betracht kommt, sollte im Einzelnen mit dem behandelnden Spezialisten beprochen und ausgewählt werden (für ausführliche Informationen konsultieren Sie bitte Ihren Gynäkologen, Dermatologen oder Urologen).

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass die Therapie der Kondylome sich nur gegen die warzenähnlichen Haut-/Schleimhautwucherungen richtet, nicht aber gegen die auslösenden Viren. HPV kann man nicht kurativ (= heilend) behandeln. Aus diesem Grund ist auch das Wiedererkrankungsrisiko mit etwa 30 -50 % relativ hoch.

Komplikationen

In sehr seltenen Fällen kommt es nach langem Bestehen von Feigwarzen zur Entwicklung großer blumenkohlartiger Tumoransammlungen, die man als Condylomata gigantea oder nach ihren Erstbeschreibern auch als Buschke-Löwenstein-Tumoren bezeichnet. Diese Riesenkondylome wachsen in der Regel sehr aggressiv und destruierend (= zerstörerisch) in das umliegende Gewebe vor.

Da viele Zellen dieser Tumore Zellveränderungen im Sinne von Krebsvorstufen (= Dysplasien) oder bereits bösartige (= maligne) Entartungen zeigen, zählt man den Buschke-Löwenstein-Tumor heutzutage zu den verrukösen (= warzenförmig) Plattenepithelkarzinomen, also einer manifesten Krebserkrankung (manifest = durch das Auftreten von Symptomen deutlich erkennbar).

Vorsorge

Die Verwendung von Kondomen senkt das Risiko einer HPV-Übertragung, je nach Lokalisation und Ausprägung der Feigwarzen bieten sie aber nur begrenzten Schutz.

Als sogenannter Goldstandard (= sicherstes, bewährtestes Verfahren)in der Vorsorge gilt heutzutage die prophylaktische HPV-Impfung, die auch zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs empfohlen wird. Die Verabreichung eines Impfstoffes, der sich sowohl gegen die Niedrig-Risiko-Typen 6 und 11 als auch die Hoch-Risiko-Typen 16 und 18 richtet, kann die Entwicklung von Genitalwarzen, aber auch von Gebärmutterhalskrebs wirkungsvoll verhindern, sofern die Impfung im jungen Alter vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt.

Ist eine HPV-assoziierte Erkrankung bereits diagnostiziert, müssen eventuelle Grund oder Begleiterkrankungen ebenfalls therapiert werden. Außerdem ist eine Untersuchung des Sexualpartners und gegebenenfalls dessen Mitbehandlung essentiell, da sonst ein sogenannter Ping-Pong-Effekt droht (= Wiederansteckung mit einer Geschlechtskrankheit, wenn der Sexualpartner nicht mitbehandelt wurde).

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Quellen/Redaktion

Autor:

Christine Yahya

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

AWMF online: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie – Anale Feigwarzen