Traditionelle Chinesische Medizin

Synonyme: TCM
Traditionelle Chinesische Medizin, TCM

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist eine mehr als 2000 Jahre alte Methode der Heilkunde, die ein in sich geschlossenes Konzept zur Untersuchung (Diagnostik) und Behandlung für Körper Geist und Seele gleichermaßen darstellt und sich auch heute noch stetig weiter entwickelt.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) beruht auf einem harmonischen Ausgleich zwischen dem Yin und Yang, zwei gegensätzliche Kräfte, wie zum Beispiel Frau und Mann, kalt und heiß, hell und dunkel. Mithilfe dieses Wechselspiels bezogen auf die fünf Elemente Holz, Wasser, Erde, Feuer und Metall, kann in der traditionellen Chinesischen Medizin der Einfluss von innen und außen auf den Körper und die Auswirkungen auf die Lebensenergie Qi beschrieben werden. Die Lebensenergie fließt auf den Meridianen, 12 Hauptleitbahnen im Körper, die am Kopf zusammen fließen. Werden diese Leitbahnen von innen oder außen blockiert, so kann Krankheit entstehen. Diese sogenannten krankmachenden (pathogenen) Faktoren sind Wind, Kälte, Hitze, Sommerhitze, Nässe und Trockenheit. Von innen wirkende Kräfte können vor allem Disharmonien zwischen den Organen aufgrund fehlerhafter Ernährung oder auch der Einfluss von Emotionen sein. Ist der Körper von sich aus nicht abwehrfähig, können äußere Faktoren leichter eindringen. Wenn aber auch der äußere Faktor extrem stark ist (zum Beispiel extreme Trockenheit), so kann ebenfalls Unterstützung notwendig sein obwohl der Körper in Harmonie ist. Die Lebensenergie Qi soll aufgebaut, erhalten, und verteilt werden. Zur Untersuchung werden neben dem Gespräch die Zungen- und Pulsdiagnostik angewandt die dann nach einem Modell, dem Meridianmodell oder dem Organmodell (Zhan Fu) bewertet werden. Die anschließende Behandlung erfolgt in der traditionelle Chinesische Medizin unter anderem durch die Akupunktur, das Schaben, Schröpfen, die Ernährungslehre, die Tuina- Massage (Ziehen und Schieben), Bewegungslehren (Qi Gong, Thai Qi), und diversen Arzneimitteln.

Traditionelle Chinesische Medizin: Inhaltsverzeichnis

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Vorgehen / Durchführung / Anleitung

Die Untersuchung des Patienten kann bereits beginnen wenn der Patient in die Praxis eines TCM- Therapeuten betritt. Der Therapeut zieht anhand der Gesichtsfarbe und Haltung des Patienten erste Schlüsse auf den Gesundheitszustand. Nach einem ausführlichen Gespräch wird die Zunge untersucht indem der Patient sie dem Therapeuten zeigt. Es wird nach der Zungenfarbe, der Form und auch nach Belag auf der Zunge geschaut. Die Zunge wird als Spiegel des Körpers betrachtet, und ein geschulter Therapeut kann hier bereits Erkrankungen nach dem Organmodell (Zhang Fu) erkennen und benennen. So kann man zum Beispiel bei einem Yang- Mangel eher eine blasse Zunge vorfinden, und bei Hitze eine stark gerötete. Eine weiterführende Pulsdiagnose, bei der an beiden Handgelenken mit je drei Fingern gemessen wird, kann einen Eindruck vom Zustand der einzelnen Organe geben. Die TCM unterscheidet bis zu 30 verschiedene Pulsarten. Nun erstellt der Therapeut einen ausführlichen Behandlungsplan, von dem eine Methode, die Akupunktur sein kann.

Akupunktur
Bei der Akupunktur werden mithilfe von Nadeln, Laser oder Licht einige der über 360 Akupunkturpunkte, welche auf den Meridianen liegen, stimuliert. Da die Meridiane Reflexzonen durchlaufen, kann die Akupunktur am gesamten Körper, aber auch nur am Ohr, am Kopf, oder an den Händen erfolgen. So können Energieblockaden gelöst werden und die Lebenskraft Qi wieder fließen.

Moxibustion (Erwärmen)
Steht dem Körper zu wenig Energie zur Verfügung, so kann diese durch Moxibustion (Erwärmen) der Nadel, oder eines Punktes geschehen. Das verwendete Moxakraut (Beifuß) ist zu einer Zigarre gepresst, oder kann als loses Kraut beliebig geformt werden, und dann als Kegel, Kugel oder Zylinder auf die Haut oder Nadel gesetzt werden. Entzündet der Therapeut dieses Kraut, so entsteht eine sich langsam steigernde Wärme, die dem Körper neue Energie zuführen soll.

Schröpfen (Ba Guan Fa)
Eine weitere Therapiemethode ist das Schröpfen. Bei dieser auch dem westlichen bekannten Therapie wird auf klassischer Weise in einer dickwandigen Glaskugel mit einer Feuerflamme ein Vakuum erzeugt, und die Kugel auf die Haut gesetzt. Diese soll die Durchblutung anregen, den pathogenen (krankmachenden) Faktor Wind entfernen, und den Körper unterstützen Stoffwechselprodukte leichter auszuscheiden. Das Schröpfen kann auf das Immunsystem eine stärkende und ausgleichende Wirkung haben.

Schaben (Gua Sha Fa)
Beim Schaben sollen im wörtlichen Sinn, krankheitserregende Faktoren abgeschabt werden. Mit speziellen Schabern (traditionell aus Horn) werden Areale, Meridiane oder Akupunkturpunkte aktiviert, sodass Schmerzen gelindert, die Energie, Durchblutung und Stoffwechsel angeregt, und giftige Produkte ausgeschieden werden. Der Therapeut kann zusätzlich ein Schab- Öl verwenden, welches die Wirkung verstärken soll.

Tuina- Massage
Tuina bedeutet soviel wie „schieben und ziehen“, und ergänzt die TCM durch eine manuelle, mit den Händen ausgeführte, Behandlungsmethode. Diese Massage kann je nach Bedarf sanft oder sehr intensiv sein, und bezieht Meridiane und Akupunkturpunkte mit ein.

Arzneimittel/ Ernährungslehre
Um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen, kann der Therapeut aus einem breiten Angebot diverser chinesischer Kräuter und Heilpflanzen bedienen. Niedergeschrieben sind heute etwa 6000 Arzneimittel (Drogen). Ebenso wie eine individuell empfohlene Ernährung, dienen diese dazu das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wieder herzustellen. Ist zum Beispiel zu viel Hitze im Körper, durch vielen Genuss von Kaffee oder Alkohol, so werden kühlende Lebensmittel wie Zitrusfrüchte empfohlen. Ist zu viel Kälte im Körper, durch fehlende Lebensenergie oder Krankheit, so können wärmende Gewürze wie Zimt und Ingwer geeignet sein.

Bewegungslehre
Ein Leitsatz in der traditionellen chinesischen Medizin lautet: Bewegung ist Energie, und Energie ist Leben. Ohne Bewegung kein Leben. Deshalb gehört zu jeder Behandlung nach der TCM ein passendes Bewegungsprogramm, wie zum Beispiel Thai Qi oder Qi Gong. So kann innere Ausgeglichenheit gefördert und Stress reduziert werden.

Anwendungsgebiete

Da die traditionelle chinesische Medizin ein in sich geschlossenes Konzept mit eigenen Erklärungsmodellen zur Krankheit und Gesundheit ist, gibt es kaum eine Erkrankung die nicht benannt und behandelt werden kann. Aus der Neurologie (Nervenlehre) können zum Beispiel Schlaganfälle, Parkinson, Lähmungen oder auch Ohrgeräusche (Tinnitus) Therapieinhalte sein. Orthopädische (dem Bewegungsapparat betreffend) Erkrankungen wie Rheuma, Arthrose, chronische Schmerzen, Magen- Darm- Erkrankungen wie Verstopfung, Durchfall, Entzündungen (Gastritis, Morbus Chron, Colitis ulcerosa), Schluckauf, Gallenleiden, Augenerkrankungen wie die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder die Makuladegeneration (Abbau der Sinneszellen des Sehens), Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Asthma, grippale Infekte, Allergien und Heuschnupfen können behandelt werden. Aus der Frauenheilkunde sind die Reizblase, Wechseljahrsbeschwerden, Unfruchtbarkeit, und Regelschmerzen mögliche Beispiele. Kindererkrankungen oder Entwicklungsstörungen, Herz- Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen können mithilfe der TCM verbessert werden.

Da Körper, Geist und Seele in der TCM eine Einheit bilden, sind auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Unruhe, Schlaflosigkeit, Süchte (Alkohol, Magersucht), und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht mögliche Heilanzeigen (Indikationen).

Risiken und Folgen von Traditionelle Chinesische Medizin

Jede Therapie Bedarf größter Sorgfalt in ihrer Durchführung. Unsachgemäßes Akupunktieren Schröpfen oder Schaben kann zu Hautverletzungen führen. Da das Moxamaterial kohleartig verglüht, kann Unachtsamkeit starke Verbrennungen hervorrufen. Wie bei jedem Medikament können auch die Heilpflanzen in falscher Dosierung ungewünschte Nebenwirkungen hervorrufen.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Ulrike Bellstedt

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

F.vThews- TCM Praxis; Materia Medica- chinesische Heilkräuterkunde