Glukokortikoide
Glukokortikoide sind Arzneimittel, die bei verschiedenen Entzündungskrankheiten, bei überaktivem Immunsystem sowie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden. Weitere Bezeichnungen sind Glukokortikosteroide oder Kortison.
In diesem Artikel erklären wir welche Wirkstoffe den Glukokortikoide zugeordnet werden, wann Glukokortikoide angewendet wird und wie sie wirken. Wir geben Antworten auf die häufigsten gestellten Fragen und klären zu Risiken und Nebenwirklungen von Glukokortikoiden auf.
Glukokortikoide: Inhaltsverzeichnis
Welche Wirkstoffe werden den Glukokortikoiden zugeordnet?
Glukokortikoide lassen sich in natürliche und synthetische, also chemisch hergestellte Verbindungen unterteilen. Zu den natürlichen Glukokortikoiden gehören Hydrocortison und Cortison. Zu den synthetischen Präparaten zählen Wirkstoffe wie Amcinonid, Beclometason, Betamethason, Budesonid, Clobetasol, Cloprednol, Desoximetason, Dexamethason, Diflucortolon, Fludrocortison, Flumetason-21-pivalat, Flunisolid, Fluocinolonacetonid, Fluocinonid, Fluocortolon, Fluorometholon, Flupredniden, Fluticason, Hydrocortison-17-butyrat, Hydrocortisonbuteprat, Methylprednisolon, Methylprednisolonaceponat, Mometason, Prednicarbat, Prednisolon, Prednison und Triamcinolon. Diese sind als Einzelpräparate oder in Kombination beispielsweise mit Antibiotika wie Gentamicin und Neomycin, Fungiziden wie Clotrimazol und Miconazol oder mit bronchienerweiternden β-2-Sympathomimetika wie Formoterol und Salmeterol im Handel erhältlich.
Wann werden Glukokortikoide angewendet?
Die Arzneistoffe dieser Medikamentengruppe wirken unterschiedlich stark. So sind die Wirkstärken der Substanzen Prednison und Prednisolon viermal, die von Betamethason und Dexamethason dreißigmal, die der Verbindung Budesonid über dreißigtausendmal und die von Fluticason sogar über neunzigtausendmal höher als die des körpereigenen Cortisol.
Glukokortikoid-Präparate können äußerlich oder innerlich angewendet werden. Dies hängt von der Art, der Schwere und dem Ort der Erkrankung ab.
Für äußerliche Anwendungen stehen Darreichungsformen wie Cremes, Gele, Salben, Sprays oder Tropfen zur Verfügung. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn nur eine bestimmte Region von der Erkrankung betroffen ist. Bei entzündlichen Augenerkrankungen wie Allergien sowie bei Verbrennungen und nach operativen Eingriffen am Auge werden Glukokortikoide in Form von Tropfen und Gelen eingesetzt. Bei Entzündungen der Haut wie Ekzeme oder Neurodermitis kommen Salben und Cremes zur Anwendung. Als Nasentropfen werden Glukokortikoid-Präparate bei Heuschnupfen und als Spray bei Asthma und der chronisch obstrukiven Lungenerkrankung (COPD) verabreicht.
Ist jedoch ein Organsystem oder der komplette Organismus von der Erkrankung betroffen oder auch bei schwerwiegenden Krankheiten werden häufig systemisch angewandte Arzneimittel beispielsweise in Form von Tabletten, Infusionen oder Injektionen verschrieben. Beispiele hierfür sind Autoimmunkrankheiten wie Rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Chron sowie Multiple Sklerose oder auch akute Notfälle wie Anaphylaxie, Blutvergiftung und Schock. Glukokortikoide werden auch verabreicht, wenn der Körper selbst zu wenig von diesen Hormonen produziert. Dies ist beispielsweise bei Morbus Addison der Fall. Ist Asthma durch die inhalative Gabe eines Glukokortikoids und eines bronchienerweiternden β-2-Sympathomimetikums nicht genügend beherrschbar, wird das Arzneimittel zusammen mit anderen Medikamenten in Form von Tabletten verabreicht. Glukokortikoid-Präparate werden zudem bei Transplantationen gegeben, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.
Da diese Medikamentengruppe krankmachende Keime, Bakterien, Viren und Parasiten nicht abtötet, darf sie nur bei nichtinfektiösen Erkrankungen eingesetzt werden. Ansonsten muss die Infektionskrankheit mit geeigneten Arzneimitteln behandelt werden.
Der Körper gewöhnt sich an die von außerhalb zugeführten Glukokortikoide und stoppt die Bildung des körpereigenen Kortisons. Daher sollte eine Behandlung mit Arzneimitteln aus dieser Medikamentengruppe niemals abrupt abgebrochen, sondern langsam die Dosis reduziert werden.
Wie wirken Glukokortikoide?
Glukokortikoide sind eine Gruppe von Hormone, die zu den Kortikosteroiden zählen. Sie wirken katabol, also abbauend, da sie Ressourcen, die im Körper gespeichert sind, freisetzen. So steigert diese Medikamentengruppe den Blutzuckerspiegel, indem sie beispielsweise die Glukoseproduktion anregen und die Aufnahme von Glukose in die Zellen unterdrücken. Des Weiteren hemmen sie die Ausschüttung von Insulin, das den Blutzucker senkt, und fördern die Freisetzung des Insulin-Gegenspielers Glucagon. Dieses Hormon erhöht den Blutzucker.
Glukokortikoide wirken fast ubiquitär im menschlichen Körper. Sie durchdringen die Wand von Zellen und docken an speziellen Bindungsstellen, den Glukokortikoid-Rezeptoren, an. Dieser Komplex wandert dann in den Zellkern und bindet an bestimmte Abschnitte der Erbinformation (DNA). Dadurch wird die Produktion vieler verschiedener Proteine beeinflusst, die unter anderem an der Entstehung von Entzündungen beteiligt sind.
Bei Entzündungen werden aus Körperzellen bestimmte Substanzen freigesetzt, die im Gewebe Schwellung, Rötung, Erwärmung und Schmerz hervorrufen. Hier greifen Glukokortikoide ein. Sie verhindern, dass die Entzündungs- und Immunbotenstoffe aus den Zellen freigesetzt werden und hemmen die Wirkung im Gewebe. Dies führt zu einer antiallergischen, antirheumatischen und immunsuppressiven Wirkung.
Die Nebenwirkungen hängen direkt mit den gewünschten Wirkungen zusammen. Sie treten hauptsächlich bei einer länger andauernden, systemischen Therapie in Form von Tabletten, Infusionen und Injektionen auf. Dabei hängt die Definition „Nebenwirkung“ davon ab, was man mit der Verabreichung erreichen will. Bei manchen Erkrankungen ist beispielsweise eine Unterdrückung des Immunsystems erwünscht. Bei der Anwendung dieser Medikamentengruppe wurden unerwünschte Wirkungen wie Hyperglykämie (dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel) sowie Erhöhung der Blutfettwerte, Osteoporose (Abbau von Knochensubstanz) und Vollmondgesicht beobachtet. Des Weiteren können Ödeme (Wassereinlagerung in das Gewebe) und Gewichtszunahme auftreten. Diese Nebenwirkungen werden dadurch verursacht, dass Glukokortikoid-Präparate in den Zucker-, Eiweiß-, und Knochenstoffwechsel sowie auf die Wasserspeicherung eingreifen. Weitere Nebenwirkungen sind Verdünnung der Haut (Hautatrophie) und Gewebeschwund des Muskels (Muskelatrophie), Wachstumsstörungen bei Kindern, Wundheilungsstörungen, Immunsuppression und psychische Veränderungen wie Unruhe, Aggressivität, Schlafstörungen und Appetitsteigerung. Am Auge können sie einen grünen Star (Glaukom) sowie einen grauen Star (Katarak) hervorrufen.
Die lokale Anwendung von Glukokortikoiden ist relativ problemlos. Bei der Inhalation treten vor allem Heiserkeit auf. Auch erhöht sich die Anfälligkeit für Bakterien- und Pilzinfektionen. Deshalb ist es wichtig, nach der Anwendung den Mund und Rachenraum gründlich mit Wasser auszuspülen.
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Übersicht: Alle Wirkstoffgruppen von A bis Z
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