Manuelle Therapie

Synonyme: Manualtherapie, MT
Manuelle Therapie, Manualtherapie, MT

Die Manuelle Therapie umfasst grundlegend das Herausfinden und die Behandlung von wiederherstellbaren Störungen am Bewegungssystem (vgl. Dahl, Rößler, 2000, S. 10). Diese Störungen und Fehlfunktionen können sowohl funktionelle Einschränkung im Sinne einer Mehr- oder Minderbeweglichkeit der Gelenkstruktur beinhalten als auch Schmerz oder Spannungsveränderungen in den Weichteilstrukturen wie beispielsweise der Muskulatur. Grundsätzliches Ziel ist somit die Wiederherstellung der normalen Funktionen und Strukturen. Dies kann mittels unterschiedlicher Techniken erfolgen. Es handelt sich hierbei um Griff-, Halte- und Bewegungstechniken die der Therapeut in der Regel nur mit seinen Händen und seinem Körper am Patienten ausführt. Die grundlegenden Techniken bei Gelenkfunktionsstörungen werden als Traktion, Kompression und Gleiten bezeichnet. Unter Traktion wird die Entfernung der Gelenkpartner mittels Zug durch den Therapeuten verstanden. Eine Kompression bezeichnet einen gezielten Druck der Gelenkpartner aufeinander und beim Gleiten werden die Gelenkpartner unter verschiedenen Voraussetzungen gegeneinander bewegt. Zusätzlich werden noch Dehntechniken eingesetzt, die sich positiv auf eingeschränkte Muskulatur und Nervenbahnen auswirkt, und Weichteiltechniken die den Spannungszustand der Muskulatur normalisieren sollen. Neben der Verbesserung der Beweglichkeit stellt auch die Stabilisierung von überbeweglichen Strukturen einen wichtigen Aspekt in der Manuellen Therapie dar.

Bei der Manuellen Therapie handelt es sich um eine spezielle mehrjährige Weiterbildung für Masseure, Ärzte und Physiotherapeuten die eine Abschlussprüfung umfasst. Sie wird ärztlich verordnet und beinhaltet in der Regel zwischen vier und sechs Behandlungen. Eine Behandlung dauert zwischen 15 und 30 Minuten.
Obwohl viele Techniken sanft ausgeführt werden kann die Behandlung bis zu einem gewissen Grad schmerzhaft sein. Da die Strukturen durch die Behandlung belastet werden kann es im Laufe von zwei bis drei Tagen nach einer Behandlung zunächst zu einer Zunahme der vorliegenden Beschwerden kommen.

In den letzten Jahren nehmen auch zusätzlich auch Störungen des Bindegewebes (Faszien) Einfluss auf die Behandlung durch die Manuelle Therapie.

Manuelle Therapie: Inhaltsverzeichnis

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Vorgehen / Durchführung / Anleitung

Einen zentralen Aspekt in der Manuellen Therapie stellt die Befundung durch den Therapeuten dar. Neben einer systematischen Befragung (Anamnese) des Patienten ermittelt er durch die Anwendung verschiedener Tests und Techniken die Ursache für die Beschwerden des Patienten. Der Therapeut unterscheidet nach Bewegungsausmaß, Qualität der Bewegung, Endgefühl und Schmerz.

Er findet heraus ob die Beschwerden eher knöcherner, muskulärer oder nervaler Ursache sind. Auf Grund des erstellten Befundes wählt der Therapeut aus dem breiten Spektrum der Manuellen Therapie die für ihn sinnvollsten Techniken aus. Die Befundung und Behandlung wird üblicherweise am (bis auf die Unterwäsche) entkleideten Patienten durchgeführt da nur so Haltungsstörungen erkannt und Spannungsstörungen im Gewebe aussagekräftig aufgespürt werden können. Je nach Technik wird die Behandlung in für den Patienten unterschiedlichen Ausgangsstellungen durchgeführt, d.h. sowohl im Liegen als auch in Sitz oder Stand.

Anwendungsgebiete

Die Manuelle Therapie kann bei nahezu allen Störungen des Bewegungsapparates angewendet werden die Knochen, Muskeln oder Nervenstrukturen betreffen. Dabei kann durchaus auch eine neurologische Grunderkrankung wie zum Beispiel ein Schlaganfall vorliegen die eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung der (gelähmten) Hand oder Schulter zur Folge hat. Diese kann dann manualtherapeutisch behandelt werden.

Auch nach frischen Operationen mit Metall in Form von Platten, Schrauben oder Draht (Osteosynthesen) darf die Manuelle Therapie angewendet werden. Hier müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen wie das Vermeiden von Scherkräften durch den Therapeuten beachtet werden.

Risiken und Folgen von Manuelle Therapie

Die Manuelle Therapie darf nicht bei frischen Frakturen, die ohne Operation versorgt sind, durchgeführt werden. Weiterhin ist bei entzündlichen Prozessen oder Knochenschwund (Osteoporose) Vorsicht geboten. Bei Erkrankungen wie Rheuma, Trisomie 21 oder Fehlbildungen einer Halsarterie sollte die Halswirbelsäule nicht manualtherapeutisch behandelt werden.

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Weitere Informationen

Übersicht: Alle Behandlungen von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Peter Schumacher

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Dahl, H., Rößler, A. (2000): Grundlagen der Manuellen Therapie für den Unterricht an Physiotherapieschulen. Stuttgart: Thieme. 2. überarbeitete Auflage

Ebelt-Paprotny, G., Preis, R. (2012): Leitfaden Physiotherapie. Amsterdam: Elsevier. 6. Auflage

Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch (2013): Berlin: de Gruyter, 264. Auflage