Masern
Als Masern bezeichnet man eine hochansteckende, fieberhafte Viruserkrankung, die in der Regel durch das Auftreten typischer Krankheitszeichen und eines charakteristischen Hautausschlags (Masernexanthem) gekennzeichnet ist. In der Vergangenheit als reine Kinderkrankheit verharmlost, erkranken mittlerweile zunehmend ältere Kinder und (junge) Erwachsene an Masern mit zum Teil schwersten Krankheitsverläufen. Bereits der Verdacht auf eine Maserninfektion ist dem Gesundheitsamt durch den behandelnden Arzt namentlich zu melden (namentliche Meldepflicht laut Infektionsschutzgesetz).
Masern sind weltweit verbreitet und gehören vor allem in Entwicklungsländern zu den zehn häufigsten Infektionskrankheiten mit schweren und nicht selten tödlichen Krankheitsverläufen.
Der einzig wirkungsvolle Schutz vor einer Maserninfektion ist die zweimalige Impfung gegen das Virus (siehe Einzelheiten unter Impfung).
Kommt es bei nicht oder nur unvollständig geimpften Personen zu einer Masernerkrankung, so hinterlässt diese einen lebenslangen Schutz vor einer erneuten Infektion (lebenslange Immunität).
Masern: Inhaltsverzeichnis
Ursachen Masern
Ausgelöst wird die Erkrankung durch ein sogenanntes Morbillivirus, das natürlicherweise nur im Organismus infizierter und akut erkrankter Menschen vorkommt. Dabei handelt es sich um ein, wie Mediziner sagen, humanpathogenes Virus, das bedeutet, es führt ausschließlich beim Menschen zu einer Erkrankung und dem Auftreten typischer Krankheitszeichen.
Die Ansteckung mit dem Virus erfolgt durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen und befällt bevorzugt Zellen der körpereigenen Abwehr (Immunzellen, Immunsystem) und des Nervensystems.
Da man es ausschließlich beim Menschen findet und zudem ein wirkungsvoller Impfstoff zur Verfügung steht, ist es prinzipiell möglich, das Masernvirus vollständig auszurotten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich dieses weltweite Ziel für das Jahr 2020 gesteckt. Um dies zu erreichen, ist aber eine Durchimpfungsquote der Bevölkerung von mindestens 95 % notwendig (sogenannter Herdenschutz), die vielfach noch nicht erreicht wurde, auch nicht in Deutschland (Stichwort: Impfmüdigkeit, Impfkritik).
Symptome und Anzeichen
Von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Krankheitszeichen vergehen etwa 8 bis 10 Tage (Inkubationsstadium).
Im Anschluss zeigt die Masernerkrankung in der Regel einen typischen Krankheitsverlauf, der sich in zwei Phasen unterteilt. Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Bindehautentzündung, ausgeprägtem Krankheitsgefühl und einem ersten Fieberanstieg bis etwa 39°C (Prodromalstadium). Charakteristisch für diese Phase ist das Auftreten kalkspritzerartiger weißlicher Flecken an der Wangenschleimhaut (Koplik-Flecken). Das Prodromalstadium dauert etwa 3 bis 5 Tage. Bereits in dieser Zeit kann der Erkrankte das Virus an andere weitergeben.
Ein erneuter Fieberanstieg bis über 40°C leitet die zweite Krankheitsphase ein, die durch das Auftreten des typischen Hautausschlags (Masernexanthem) gekennzeichnet ist (Exanthemisches Stadium). Es beginnt zunächst hellrot und punktförmig hinter den Ohren, breitet sich dann aber in Form von unregelmäßig zusammenfließenden bräunlichen Flecken über das Gesicht und den Hals auf den ganzen Körper aus. Beim Abklingen kann man häufig eine kleieartige Schuppung beobachten.
Nach 5 bis 7 Tagen lassen Fieber und Krankheitsgefühl nach, der Ausschlag verblasst.
Diagnose
Den Verdacht auf eine Maserninfektion stellt der behandelnde Arzt bereits durch das sogenannte klinische Bild des Patienten, sprich die typischen Krankheitszeichen, die der Patient zeigt.
Zum sicheren Nachweis der Infektion muss aber eine Labordiagnostik erfolgen. Dazu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die entweder das Virus selbst oder aber spezielle gegen das Virus gebildete Abwehrzellen (Antikörper) nachweisen.
Differentialdiagnose
Die Maserninfektion kann unter Umständen mit anderen Erkrankungen, bei denen es zur Ausbildung eines charakteristischen Hautausschlags (Exanthem) kommt, verwechselt werden, wie dies zum Beispiel bei Röteln, Ringelröteln oder Scharlach der Fall ist.
Therapie und Behandlung
Da es sich um eine Viruserkrankung handelt, kann man im Krankheitsfall nur die einzelnen Symptome lindern (symptomorientierte Therapie), eine medikamentöse Therapie, die sich direkt gegen das Virus richtet, ähnlich den Antibiotika bei durch Bakterien ausgelösten Erkrankungen, existiert leider nicht.
Bei konsequenter Schonung mit Bettruhe für mindestens zwei Wochen und Medikamentengabe zur Symptomlinderung heilen Masern in den meisten Fällen komplikationslos aus.
Komplikationen
Im Anschluss an eine Maserninfektion ist das körpereigene Abwehrsystem für etwa 6 Wochen in seiner Funktion beeinträchtigt (passagere Immunsuppression), so dass in diesem Zeitraum vermehrt weitere, meist durch Bakterien ausgelösten Erkrankungen, sogenannten bakteriellen Superinfektionen, auftreten können. Dazu gehören zum Beispiel Mittelohr- und Lungenentzündungen.
Zwei Komplikationen, die das Nervensystem betreffen, sind besonders gefürchtet. Bei 1 von 1000 Erkrankten entwickelt sich 4 bis 7 Tage nach Beginn des Hautausschlags eine masernbedingte Entzündung des Gehirns (akute postinfektiöse Masernenzephalitis), die sich durch starke Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma bemerkbar macht. In 10-20 % der Fälle führt diese zum Tod, bei 20-30 % der Betroffenen bleiben zumindest Hirnschäden zurück.
Die schwerwiegendste Komplikation einer Maserninfektion tritt aber erst 6 bis 8 Jahre nach durchgemachter Erkrankung auf und betrifft ebenfalls das Gehirn. Bei der sogenannten SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis) kommt es im Laufe der Zeit zu einem immer weiter fortschreitenden Verlust sämtlicher Hirnfunktionen, was letztendlich den Tod des Betroffenen bedingt. Ein deutlich erhöhtes Risiko für diese gefährliche und vor allem nicht behandelbare Spätkomplikation besteht bei Masernerkrankungen im frühen Kindesalter (< 5 Jahre).
Impfung
Den einzig zuverlässigen Schutz gegen eine Maserninfektion bietet die zweimalige Impfung mit abgeschwächten, aber vermehrungsfähigen Masernviren. Das körpereigene Abwehrsystem bildet daraufhin Abwehrzellen, die speziell gegen Masernviren gerichtet sind. Diese sogenannten Antikörper können später eindringende Viren sofort abfangen und damit eine Infektion verhindern. Grundsätzlich wird nach zweimaliger Impfung von einem lebenslangen Schutz (Immunität) ausgegangen.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Krankheiten von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Robert Koch-Institut: Ratgeber für Ärzte – Masern
Dr. Gerd Herold: Innere Medizin
Duale Reihe – Pädiatrie